Das Pipi-Kacka-Thema,Teil 4

Die Geschichte vom Herrn Mops

Als ich zum ersten Mal an der Haustür des ordentlichen Reihenhauses schellte, in dem der Herr Mops lebte, um nicht zu sagen, das dem Herrn Mops gehörte, mußte ich einige Zeit warten, bevor mir geöffnet wurde. Tatsächlich befand sich auf dem Klingelschild nicht nur der Familienname, sondern auch der des Hundes. „Hui“ dachte ich „muss ja eine interessante Persönlichkeit sein, dieser Herr Mops.“ 

Als die Frau des Hauses mir öffnete und mich freundlich hereinbat, hatte ich den Eindruck einer eher schüchternen, zurückhaltenden Person gegenüberzustehen, die sich auch, kaum dass ich den schmalen Flur betreten hatte, ausgiebig begann zu entschuldigen. „Es tut mir leid, Sie sind auch seit langer Zeit der erste Besuch.“ Irritiert nahm ich den starken Uringeruch wahr. „Unser Hund macht ja überall hin, darum haben wir keinen mehr in unser Haus gelassen.“

Ich brauchte einige Zeit, um das wahre Ausmaß zu sichten: Die Böden im Flur und im Wohnraum wiesen massenhaft Kränze auf und sämtliche Zimmertüren waren untenherum aufgequollen, von den Hunderten Malen, die der Mops sie angepinkelt hatte. Das ganze Haus Haus stank wie ein Raubtierkäfig!

Im Wohnraum kam mir der Übeltäter schnaufend und röchelnd entgegengewalzt. Ehe er dazu kam, mir ans Bein zu pinkeln, nahm ich schnell den angebotenen Sofaplatz an, setzt mich auf eine Ecke und stellte meine Tasche auf den Glastisch vor mir – was mich jedoch nur halbwegs rettete, da der Hund, kaum dass ich saß, direkt neben mir gegen das Ledersofa pinkelte.

„Das macht er andauernd, darum haben wir auch seit Langem keine Besucher mehr ins Haus gelassen.“ Die Dame stand auf, wischte entnervt mit dem bereitliegenden Lappen an dem Sofa herum und öffnete dann die Terrassentür. „Komm, Herr Mops. Geh mal Pipi machen.“ 

Bild - Fotolia 79101596

Außer ihr war auch die Tochter anwesend, die ursprüngliche Eigentümerin des Hundes, wie ich erfuhr. Diese hatte mit 13 Jahren unbedingt einen süßen Mops haben wollen und hatte so lange gequengelt, bis ihrem Wunsch nachgegeben wurde.

Die weitere Geschichte muss hier nicht ausgiebig erläutet werden, denn es ist die übliche Geschichte eines „Must Haves“, eines spontanen Wunsches, der viel zu unüberlegt erfüllt wird. Bald interessierte das junge Mädel sich für anderes Spielzeug, statt für die Erziehung und Beschäftigung ihres
Welpen, und der unterfordete Hund begann Unarten zu entwickeln. 

(Während ich den Berichten von Mutter und Tochter zuhörte, war der Mops wieder hereingekommen. Die Terrassentür wurde hinter ihm geschlossen, und man setzte sich, um das Gespräch fortzuführen.)

Die Unarten hatten damit begonnen, dass der gelangweilte Junghund immer öfter darauf bestand, dass man ihm die Terrassentür öffne, um sich angeblich lösen zu können. Wenn das nicht schnell genug passierte, machte er drinnen sein Geschäft. Daraufhin…

 

(Moment! Während ich dieses höre, pinkelt der Mops, der jetzt schon mindestens fünf Minuten keine Aufmerksamkeit hatte, mit vorwurfsvollem Blick auf sein „Personal“, gerade gegen die Schrankwand. Mutter und Tochter springen vom Sofa auf, um den Lappen zu holen und die Terrassentür zu öffnen. „Na, geht doch.“ denkt der kurzatmige Mops und verschwindet schnorchelnd in der Dunkelheit. (Wo er vermutlich bis zehn zählt, um dann die Bühne wieder zu betreten.)

Bild - Fotolia 81891885

So entwickelte der völlig unterforderte junge Hund, mangels Beziehungsarbeit, Sozialisierung, Ausbildung usw., seine eigene alternative Pinkel-Unterhaltungs Strategie mit Erfolgsgarantie: Entweder kam jemand angerannt, um die Terrassentür zu öffen, oder es kam jemand angerannt, um die Pfütze wegzuwischen.

So kam vor Jahren ein Stein ins Rollen, der zur Lawine wurde und letztlich dazu führte, dass ein Hund, der einmal zur Freude der Familie „angeschafft“ wurde, zum Familienproblem wurde. (Der Ehemann und Vater glänzte mit Abwesenheit, denn er war wegen der unerträglichen Zustände dauerhaft in die obere Etage umgezogen.)

Jetzt fragen Sie sich bestimmt, ob und wie ich der unglücklichen Familie in diesem schwierigen Fall helfen konnte. Nun, der Herr Mops war inzwischen neun Jahre alt, und hatte sein Verhalten sehr gefestigt. Dazu kommt, dass er zu fett war, unter arttypischen Qualen litt, wie u.a. Juckreiz in den Hautfalten, Atemnot und dazu noch unter epileptischen Anfällen.

Gefestigt ist aber auch das Verhalten von Mutter und Tochter, die es kaum über sich bringen, die Befehle des Herrn Mopses („Los, beweg dich, oder ich pisse!“) zu ignorieren. So sah ich in diesem Fall keine großen Chancen, diesem Drama ein Ende zu setzen, obwohl das mit dem entsprechenden Einsatz durchaus möglich gewesen wäre, denn als der Mops mich während des Gespräches ansteuerte, offenbar mit Anpinkel-Absicht, klatschte ich ihm vor den erschrockenen Blicken seiner beiden Frauchen eine mit der Zeitungsrolle, noch bevor er zum Zuge kam, und ranzte ihn auch an, woraufhin er sich erstmal verkrümelte und mich den Rest der Zeit sehr beeindruckt, aber durchaus nicht unfreundlich, beobachtete.

 

Bestimmer oder Bestimmter?

Um zur Kernaussage dieses Artikels zurückzukommen: Es ist nicht ratsam, darauf zu warten, dass der Hund, bzw. Welpe, sich meldet, wenn er „mal muss“. Denn schnell wird dieses angebliche „Mal-müssen“ zur unliebsamen Angewohnheit, sprich: Hund bestimmt Mensch, statt umgekehrt.

 

Richtig ist, den Hund, am besten bereits im Welpenalter, regelmäßig und rechtzeitig dazu aufzufordern, sein Geschäft zu machen. Und natürlich braucht jeder Hund täglich so viel Auslastung, dass er nicht darauf angewiesen ist, sich diese durch Unarten selbst zu verschaffen. 

Kontakt für Beratung oder Termine

Hunde-Logisch®


Barbara Neuber

Oberdorfstr. 31a
51766 Engelskirchen

Telefon: +49 22 63 4 81 65 55
Mobil: +49 171 38 67 943
E-Mail: info@hunde-logisch.de

zur Hunde-Logisch Website
Zurück zum Blog

Hinterlasse einen Kommentar