Zeckenalarm!!!

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Bereits mit den ersten warmen Sonnenstrahlen werden auch die kälteempfindlichen Zecken aktiv, und es sind längst nicht mehr nur die heimischen „Holzböcke“, die in Wiesen, Wäldern und an den Wegrändern auf ihre Opfer lauern, auch bisher fremde Arten scheinen sich inzwischen hierzulande wohl zu fühlen: Die Auwaldzecke (Dermacentor) gehört zu den Buntzecken und fällt durch eine marmorierte Zeichnung auf dem Rückenschild auf. Von ihr können Erreger der Hundemalaria (Babesiose) übertragen werden.

Die gefürchtete Borreliose-Erkrankung, sowie eine Infektion mit FSME-Viren (die das Zentrale Nervensystem angreifen) wird jedoch von unserer heimischen Zeckenart, dem Holzbock, auf den Hund übertragen. Schattige Wald- und Wiesenränder sind sein bevorzugter Lebensraum und besonders wohl fühlt er sich bei hoher Luftfeuchtigkeit, auch in der Nähe von Bächen und Flüssen

Spot-on-Produkte

Tierärzte und Handel halten zum Schutz der Hunde sogenannte Spot-on-Produkte bereit, welche direkt auf die Haut geträufelt werden. Wer sich dazu entschließt, sollte am besten ein Produkt mit Repellent-Effekt (abschreckender Wirkung) nehmen, damit sich die Schädlinge erst gar nicht auf den Hund niederlassen. Verfügt das Produkt nur über eine abtötende Wirkung, kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Zecken es noch schaffen ihre Erreger zu übertragen, bevor sie absterben.

 

Alternative Form der Prophylaxe durch Vermeidung

Ich und einige andere Hundebesitzer verzichten inzwischen auf diese pharmazeutischen Mittel und bauen auf eine andere Form der Prophylaxe.

So schwer es manchmal fällt, vermeide ich es, während der Zeckensaison mit meinen Hunden durch die Wälder zu streifen. Stattdessen bleiben wir im Ort und beschäftigen uns mit Übungen und spannenden Spielen. Treppen, Mauern und Winkel bieten die Gelegenheit dazu. So haben Mensch und Hund ausreichend Licht und Luft und der Anspruch an Unterhaltung ist auch abgedeckt.

Fast überall in den oberbergischen Orten und Dörfern bieten sich Freiflächen, wie Dorfplätze, Rasenflächen oder Parkplätze zum Üben und Spielen an. Wenn der Hund gut erzogen ist, hat in der Regel niemand etwas dagegen einzuwenden. Fragen sollte man trotzdem auf jeden Fall – und diese Plätze sauber wieder verlassen.  

Und wenn uns am Wochenende doch mal nach Waldspaziergang ist, streiche ich meinen Hund mit einem Naturprodukt, meist mit Geraniol, von Kopf bis Schwanz ein. Das hält ihn dann gut einen halben Tag zeckenfrei, vorausgesetzt, ich achte darauf, dass er möglichst auf dem Weg bleibt und nicht durch Gras und Büsche streift.

 

Kreativ beschäftigen außerhalb der Zecken-Hauptgebiete

Beispiele dafür, wie man seinen Hund kreativ außerhalb der Zecken-Hauptgebiete auslasten kann, seht Ihr auf den Bildern. Sie zeigen Petra mit ihrer Golden-Retriever Hündin Emma und Eva mit Cooper unter meiner Anleitung bei der Dummyarbeit. 

 

Absturz nach der Samenspende

Wohl dem, der einen weißen oder blonden Kurzhaarigen sein Eigen nennt – denn der hat gute Chancen, die kleinen Biester abzulesen, bevor sie Schaden anrichten können. Einmal in die Tiefen des Hundefells abgetaucht, begeben sich hauptsächlich die Weibchen auf Suche nach einer günstigen Stelle, um Blut zu saugen. Das tun sie rund 8 bis 10 Tage lang und schwellen dabei auf Erbsengröße an. Die graue Farbe bekommen sie erst, wenn sie nahezu vollgesogen sind – hungrige Zeckenweibchen sind vorerst rotbraun gefärbt.

Die Männchen sind viel kleiner und schwarz. Sie krabbeln oft tagelang unentdeckt auf unseren Hunden herum, ohne diese zu stechen. Wacker kämpfen die Kerle sich durch den Fell-Dschungel  – mit einem Ziel: Sie sind auf der Suche nach einem begattungswilligen Weibchen. Sehr bald jedoch kommt für die beiden schon der buchstäbliche Absturz: Das Weibchen fällt ab und stirbt nach der anstrengenden Ablage von bis zu 3000 Eiern am Boden – das Männchen bereits nach der Samenspende.

Uns Menschen entgeht diese Tragödie in der Welt der Kleinstlebewesen. Wir regen uns eher über den ekligen roten Fleck auf, wenn mal wieder einer in so ein vollgesogenes Viech reingetreten ist.

 

Entfernen oder dran lassen?

Entdecken tun wir die kleinen Vampire leider meistens erst, wenn sie sich schon ordentlich haben volllaufen lassen. Sie jetzt noch zu entfernen hätte rein ästhetische Gründe – um eine Infektion zu verhindern ist es leider zu spät. Gerade „halbvolle“ Zecken sollte man besser ungestört lassen, statt durch das Entfernen der Festgekrallten eine entzündliche Hautverletzung beim Hund zu riskieren.

Um eine Infektion mit Borreliose-Bakterien zu vermeiden, müsste die Entfernung innerhalb der ersten 8 – 12 Stunden (so lauten die häufigsten Angaben) nach dem Andocken stattfinden, dann sind sie aber noch so winzig, dass man sie kaum entdecken kann.

 

Tierärzte entwarnen: Vorsicht aber keine Panik!

Meine Umfrage bei verschiedenen Tierarztpraxen im Oberbergischen Kreis ergab fast einhellig: Trotz des großen Zeckenaufkommens seien durch Zecken übertragene Krankheiten wie Borreliose und FSME in unserer Region bisher nur sehr vereinzelt vorgekommen. Begründet wird dieses vor allem durch die gute Prophylaxe mittels wirkungsvoller Präparate. Jedoch auch ein allgemein guter Futter- und Pflegezustand, sowie ein starkes Immunsystem sorgen dafür, dass längst nicht jeder infizierte Hund erkrankt – so die Aussage der meisten befragten Tierärzte in unserer Region.

Wie kommt die Zecke auf den Hund?

Kürzlich unternahmen wir mal wieder unsere „Pfötchen-Tour“, die uns monatlich durch besonders schöne Gebiete im Oberbergischen führt. Vom Zwergdackel bis zum Jagdhund war in der Wandergruppe alles vertreten, als wir im Gänsemarsch auf einem romantischen Pfad unter dem grünen Blätterdach am Walbach bei Ründeroth entlang zogen. Wunderschön! Doch leider total unvernünftig – denn kaum waren wir auf der Straße, blieben die ersten zurück, um die Zecken abzusammeln, die ihre Hunde scharenweise überfallen hatten. Kein Wunder – wir hatten schließlich einen Zecken-Hotspot passiert, denn überall wo es schattig und feucht ist, halten sie sich besonders gerne auf. Bei Feldforschungen wurde festgestellt, dass die meisten von ihnen in ca. 50 cm Höhe anzutreffen sind, um sich blitzschnell im Fell eines vorbeistreifenden Tieres festzuhaken. Sie lassen sich also scheinbar nicht, wie teils geglaubt wird, von oben herab auf ihre Wirtstiere fallen. Der
Gemeine Holzbock ist nicht nur blind wie ein Maulwurf – er hat überhaupt keine Augen und muss sich bei der Erkennung seines Opfers an dessen Geruch, Körperwärme und am ausgeatmeten Kohlendioxid orientieren.

 

Überlebenskünstler

Obwohl von der Natur nicht gerade üppig ausgestattet, haben diese kleinen Milben, die zur Familie der Spinnen gehören, ganz erstaunliche Fähigkeiten: Unter Testbedingungen können sie nach einer ausgiebigen Blutmahlzeit bis zu 10 Jahren ohne weitere Nahrung auskommen. In der freien Natur lebt der hiesige Gemeine Holzbock im Durchschnitt „nur“ 3 – 5 Jahre. Sein Bestand hängt nicht unwesentlich von der Population der Mäuse ab, die seine ersten lebenswichtigen Wirtstiere sind. In
milden Wintern, in denen Mäuse gut überleben und sich vermehren können, vermehren sich demzufolge auch deren Lästlinge – die Zecken.

Selbst unter Wasser können diese erstaunlichen Spinnentiere angeblich bis zu drei Wochen schadlos
durchhalten.

Bevor mir jedoch eine heimliche Affinität zu Zecken nachgesagt wird, werde ich jetzt hier das Ergebnis meiner kürzlichen öffentlichen Umfrage zum Thema Zecken-Abwehr vorstellen.

Umfrage-Ergebnis

Pharmazeutische Produkte und Naturprodukte

Gut ein Drittel der Befragten setzen auf pharmazeutische Produkte und sind auch zufrieden damit. Dabei scheinen Klassiker wie EXPOT und ADVANTIX leicht rückläufig zu sein. Im Kommen dagegen sind gerade spezielle Kautabletten, die zum Beispiel NEXGARD und BRAVECTO  heißen.

Die Naturprodukte, die helfen sollen, die Blutsauger am Andocken zu hindern, habe ich hier absteigend gestaffelt aufgeführt.

Schwarzkümmelöl
stand bei den Befragten an erster Stelle. Als Tropfen oder Kapsel eingenommen, werde es von den Hunden sehr gut aufgenommen und mache sie nahezu zeckenfrei!

 

Nigella sativa

Eine spannende Entdeckung zu der fast vergessenen Heilpflanze „Nigella sativa“ stellte der Gymnasiast Alexander Betz beim Bayerischen Landeswettbewerb „Jugend forscht“ vor: Ihm war aufgefallen, dass sein Hund nicht mehr von Zecken geplagt wurde, seitdem er täglich Schwarzkümmelöl gegen seine Allergie bekommen hatte. Alexander vermutete einen Zusammenhang und forschte daraufhin gezielt mit Blut, Schweiß, Zecken und dem „Wunderöl“  und sein Verdacht bestätigte sich: Es wurde tatsächlich von den Blutsaugern gemieden! Diese interessante Entdeckung hat Alexander den ersten Preis eingebracht.

Kokosöl

Auch von Kokosöl sind einige Hundehalter überzeugt. Hier sei es die reichlich enthaltene Laurinsäure – eine Fettsäure, die in kleinster Dosierung abstoßend wirkt. „Vor dem Rausgehen streiche ich es mit beiden Händen über Loki´s Fell. Außerdem bekommt sie täglich einen Esslöffel Kokosraspel über´s Futter, das gleichzeitig vor übermäßigem Wurmbefall schützt.“  berichtet eine Hundehalterin aus Kürten-Olpe. „Es muss aber ein natives, hochwertiges Kokosöl sein, Palmin ist da eher nicht die richtige Wahl.“

Geraniol
kommt als Bestandteil des ätherischen Öls verschiedener Pflanzen vor. In einer Feldstudie in Marokko senkte das Besprühen von Rindern mit 1%igem Geraniol den Parasitenbefall um 98%.

Das hört sich natürlich erst mal sehr überzeugend an.

So wird Geraniol auch von einigen als Sprühmittel eingesetzt und sogar von einem Tiermedizinischen Internetportal als ungefährliches pflanzliches Insektenabwehrmittel zum direkten Aufsprühen empfohlen.

In der Schadstoffliste eines Sachverständigenbüros jedoch wird es (Nr.109) als Kontaktallergen bezeichnet, das bei Mensch und Tier Reizungen, Ausschlag und Übelkeit hervorrufen kann.

Bierhefe ist eigentlich ein Abfallprodukt der Bierherstellung. Als Nahrungsergänzungsmittel in Form von Flocken oder Tabletten wird es nicht nur zur Behandlung von Haut- oder Fellproblemen, sondern auch zur Fernhaltung von Parasiten von einigen Hundehaltern, laut deren Angaben, erfolgreich eingesetzt, da die Zecken wohl von dem Geruch der enthaltenen B-Vitamine abgeschreckt werden. Die Bierhefe enthält Aminosäuren und Spurenelemente, aber auch Phosphor, was eventuell das Calcium/Phosphor-Verhältnis ungünstig beeinflussen könnte. 

PlantaZid
basiert auf einem Wirkstoff aus der Blüte des Neembaumes. Nach Anleitung mit Wasser verdünnt und per Sprühflasche und weicher Bürste auf dem Hund verteilt, soll es Ektoparasiten bis zu 4 Wochen fernhalten. Das berichten Hundehalter/innen, die es von ihren Tierärzten erhalten hatten und sehr
zufrieden damit sind.

Melaflon, das es als Spot-on-Produkt oder als Spray im Handel gibt, hat die unterschiedlichsten Reaktionen hervorgerufen. Von „wärmstens zu empfehlen“  über „nützt nix“ bis „Finger weg von dem Giftzeug“ war alles dabei. Kein Wunder, denn die Mischung klingt wahrhaft abenteuerlich: Macadamia (Nuss), Isoprophanol (chem. Lösungsmittel), Ätherische Öle aus Citrus, Pelargonim (Pflanzenextrakt).

Pyrethrum
ist ein Insektizid, das auch sehr „natürlich“ daher kommt, wird es doch aus den Blüten des Mutterkrautes – einer Chrysantheme – gewonnen. Leider wirkt es nicht nur gegen Zecken, sondern ist auch giftig für alle nützlichen Insekten und gilt als tödlich für Fische. (Wenn Hunde schwimmen gehen)  Das Repellent-Spray Inuzid basiert darauf – es wird von zwei Befragten erfolgreich angewendet.

Es ist also längst nicht alles harmlos, nur weil es „100% Bio“ ist. Und noch eine interessante
allgemeine Aussage: Keines der angewandten Mittel, ob chemisch oder natürlich, bietet hundertprozentigen Schutz.

Von einer Tierärztin wurde mir auch berichtet, dass Kunden, die mehrere Hunde haben, für jeden von ihnen ein anderes Mittel hinsichtlich Wirksamkeit und Verträglichkeit  herausgefunden haben.

Es bleibt also spannend. Die optimale Lösung scheint es, wie immer, nicht zu geben. Wenn man im Sommer ein Fenster öffnet, kommt zwar die angenehme frische Luft hinein – aber auch die Fliegen. Nichts im Leben ist ohne Risiken und Nebenwirkungen.

Bleibt noch die Frage, warum meine Hündin nach unserer Pfötchen-Tour, die dieses Mal eher eine Zecken-Tour war, von diesen völlig ignoriert wurde. Lag es an dem Abwehrkomplex aus verschiedenen ätherischen Ölen, der in die „Ohrzapfen“ eingerieben wird, um sich von da aus auf dem ganzen Hund zu verteilen? Oder doch daran, dass sie mit ihren kurzen Dackelbeinen deutlich unter der kritischen Fünfzig-Zentimeter-Grenze lag?

 

Bernstein-Halsbändern und Anti-Parasiten-Plaketten

Wirksam? Oder doch nur ein schönes Schmuckstück? Manche Hundehalter sind aus Erfahrung von Bernstein-Halsbändern überzeugt, weil sie durch die Reibung mit dem Fell aromatische Terpene freisetzen sollen, die Zecken abschrecken.

Ebenfalls durch Reibung mit dem Fell sollen Anti-Parasiten-Plaketten wirken, weil sie sich dadurch elektromagnetisch aufladen und ein schützendes Bioresonanzfeld (um den Hund) bilden.

 

Anmerkung: Im Gegensatz zu meinen Artikeln über Hundeerziehung basiert dieser Artikel nicht auf eigenen Erfahrungen, sondern hauptsächlich aus angelesenem „Wissen“, das ich für die Leser zusammengetragen habe, sowie aus den Angaben anderer Hundehalter. Ich kann insofern natürlich keine Garantie für deren Richtigkeit übernehmen. Ich möchte auch darauf hinweisen, auf Experimente zu verzichten und sich vor der Anwendung eines Mittels sehr genau zu informieren.

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Barbara Neuber

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